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Personenzug-Elektrolokomotive EP 235


EP 235 im Jahr 1918 (VM Nürnberg)

Baureihe/Betriebsnummer:EP 235 Breslau
Bauart:2'D1'
Höchstgeschwindigkeit:90 km/h
Stundenleistung (bei v in km/h):2.200 kW (57 km/h)
Dauerleistung (bei v in km/h):1.650 kW (65 km/h)
Länge über Puffer:14,40 m
Eigenmasse:109,8 t
Indienststellung:1917
Einsatz in Schlesien:1917-1926

Die K.P.E.V. bestellte auf der Suche nach der geeigneten Bauform für elektrische Schnellzuglokomotiven im Jahre 1913 eine 2'D1'-Einrahmenlokomotive bei Linke-Hofmann LHW (Mechan-Teil) und den Bergmann Elektrizitätswerken BEW (E-Teil). Diese als EP 235 bezeichnete Lokomotive wurde bereits 1914 fertiggestellt, ging aber kriegsbedingt erst 1917 auf dem schlesischen Netz in Betrieb.

Das Betriebsprogramm sah die Beförderung schwerster Schnell- und Personenzüge ohne die beim Dampfbetrieb obligatorische Vorspannlokomotive vor, so u.a. 400-t-Schnellzüge bei 20‰ Steigung mit 60 km/h, Güterzüge mit 980 t bei 10‰ Steigung mit 40 km/h. Der für diese Bedingungen ausgelegte  Fahrmotor ist mit einem Ständerdurchmesser von 3,6 m und einem Gewicht von 25,5 t bis heute der größte jemals gebaute Elektrolokomotiv-Fahrmotor der Welt. Die Kraftübertragung auf die vier Kuppelachsen erfolgte über einen Parallelkurbel- und "Dreiecksantrieb" (je Seite zwei schräge, um 90° zueinander geneigte Treibstangen auf zwei Blindwellen). Die Laufachsen war auf der einen Seite als Krauß-Lotter-Drehgestell und auf der anderen Seite als Bisselachse ausgeführt.

Der Lokkasten bestand aus einem stahlblechverkleideten Profilstahlgerippe, der Plattenrahmen aus Stahl bzw. Stahlguss. Führerstände sowie Vorbau besaßen ein stahlblechverkleidetes Holzrahmengerippe. Die  Lokomotive besaß vorn einen Endführerstand. Hinten war vor dem  Führerstand ein Vorbau mit einem kokskohlebeheizten Heizkessel, Kohlebunker und zwei seitlich davor platzierten Wasserkästen angeordnet. Sie mussten vorgesehen werden, um die zwischen Berlin und Breslau durchlaufenden Schnell- und Personenzüge auch auf den elektrifizierten Streckenabschnitten in Schlesien mit Dampf beheizen zu können. Zum elektrischen Teil der Lokomotive gehörten u.a. ein Trockentransformator in Mantelbauweise mit getrennten Wicklungen, einen Ölhauptschalter und eine elektropneumatische Schützensteuerung mit 11 Dauerfahrstufen.

Die Lokomotive wurde zuerst zwischen Freiburg/Schlesien und Nieder Salzbrunn erprobt. Das Leistungsprogramm wurde anstandslos erfüllt, der Lauf war selbst in engen Bögen ruhig, und auch der Ausgleich der Massenkräfte war gut gelöst, so dass es nicht zu den befürchteten Schüttelschwingungen kam. Die Maschine kam im Personenzugdienst auf der bis 1923 etappenweise elektrifizierten Schlesischen Gebirgsbahn zwischen Königszelt und Görlitz zum Einsatz. Nach Indienststellung der Serienlokomotiven EP 236 ff. wanderte sie in leichtere Dienste ab, u.a. wegen ihrer inzwischen unterdimensionierten Bremse. 1926 wurde die Lok nach Magdeburg-Rothensee umgesetzt. 1927 erfolgte dort die Ausmusterung.




EP 235 im Lieferzustand (Werkfoto LHW)


EP 235 leistet Vorspann vor einer P8 und einem Personenzug, hier in Nieder Salzbrunn 1917 (Sammlung Tietze)


Mit Berliner S-Bahn-Garnitur um 1917 bei Liebichau




Literaturverweis:
Loewentraut: 2 Do1-Schnellzuglokomotive mit neuartigem Einzelachsantrieb, Sonderabdruck aus "Elektrische Bahnen, Zentralblatt für den
elektrischen Zugbetrieb"", Heft 6, 1928

Müller: Einphasen-Schnellzuglokomotive der Bergmann-Electricitäts-Werke A.-G., Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen, Heft 16, 1918,
S. 129-135; Heft 17, 1918



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