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Personenzug-Elektrolokomotive EP 202-208/E 30


EP 202 im Anlieferungszustand (Werksaufnahme BMAG)

Baureihe/Betriebsnummer:EP 202-208 (bis 1926)
E 30 (ab 1926)
Bauart:1'C1' w1k
Höchstgeschwindigkeit:90 km/h
Stundenleistung (bei v in km/h):598 KW
Dauerleistung (bei v in km/h):538 kW (80 km/h)
Länge über Puffer:12,95 m
Eigenmasse:82,5 t
Indienststellung:1915
Einsatz in Schlesien:1916-1924

Für den leichten Personenzugdienst auf den zu elektrifizierenden schlesischen Nebenstrecken nach Halbstadt und Liebau sollten neben Elektrotriebwagen auch Lokomotiven verwendet werden. 1913 bestellte die K.P.E.V. hierfür sieben 1'C-Lokomotiven, die allerdings dann in der Achsfolge 1'C1' ausgeführt wurden, um den Heizkessel für die damals dampfbeheizten Wagengarnituren aufnehmen zu können. Als Hersteller zeichneten die Berliner Maschinenbau AG (BMAG) für den Mechan-Teil und die Maffei-Schwartzkopff-Werke (MSW) für den E-Teil verantwortlich. 

Die Lokomotiven besaßen vorn einen Endführerstand und hinten einen Führerstand mit Vorbau, in dem der kohlebeheizte Heizkessel und die Wasserkästen angeordnet waren. Der Lokomotivkasten bestand aus einem stahlblechverkleideten Profilstahlgerippe; der Hauptrahmen aus Stahl bzw. Stahlguss.

Der Parallelkurbelantrieb arbeitete mit schräger Treibstange auf eine Blindwelle, die wiederum über Kuppelstangen die drei Treibachsen antrieb. Als Fahrmotor diente ein kompensierter Reihenschlussmotor mit gekoppelte Ankerwicklung. Darüber hinaus besaß die Lokomotive einen Öltransformator, einen Ölhauptschalter, eine Schaltwalzensteuerung mit Spannungsteiler, Zusatztransformator und 16 Dauerfahrstufen sowie ein manuell zu betätigendes Nockenschaltwerk.

Die erste Maschine EP 202 ging 1915 in Betrieb und wurde in der Bw Nieder Salzbrunn beheimatet. Der Bau der anderen Loks verzögerte sich kriegsbedingt, so dass erst in den Jahren 1917 (EP 203 und 204), 1918 (EP 205), 1919 (EP 206), 1920 (EP 207) und 1921 (EP 208) weitere Lieferungen erfolgen konnten. Sie verkehrten zuerst auf der Strecke Nieder Salzbrunn-Halbstadt, wo sie ab 1920 durch die Triebwagen ET 507 ff. (spätere ET 88) verdrängt wurden. Danach kamen sie zwischen Ruhbank und Liebau zum Einsatz.

Weil die schweren Personenzuglokomotiven der Baureihe EP 236 ff. (spätere E 50.3) noch nicht geliefert waren, mussten sie darüber hinaus den schweren Personenzugdienst auf der Schlesischen Gebirgsbahn zwischen Hirschberg und Königszelt übernehmen. Sie war jedoch den hohen Zuglasten leistungsmäßig nicht gewachsen, was zu überproportionalem Verschleiß und zahlreichen Betriebsstörungen führte. Als ab 1923/24 die neuen Lokomotiven zur Verfügung standen, wurden alle Maschinen an das mitteldeutsche Netz abgegeben.




EP 202 und 206 in Doppeltraktion vor einem Personenzug mit Kühlwagen bei Dittersbach (Sammlung Scheingraber)


EP 204, hier bereits in Leipzig um 1924 (Sammlung Scheingraber)


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